Firmenchronik - Nachkriegsjahre | 1945-90
Handwerksbetrieb Seiler & Siebert
in Schöneiche nach 1945
Die Firma Seiler & Siebert existierte von nun an als selbstständiger Handwerksbetrieb. Hier konnte Kurt Seiler seine Tätigkeit fortsetzen und 1953 seinen Meisterbrief als Meister des Former- und Gießerhandwerks erwerben.
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Dafür hat er ein Modell von Gustav Seitz in dem im Gießereibetrieb vorrangig angewendeten Sandformverfahren in die adäquate Bronzeskulptur umgesetzt. Die Formherstellung zum Abguss einer Bronzeplastik in diesem Verfahren ist kompliziert und zeitaufwendig und setzt eine langjährige Berufserfahrung, verbunden mit einem hohen künstlerischen Einfühlungsvermögen voraus, um eine qualitätsvolle Arbeit leisten zu können. Diese Voraussetzungen waren in der Traditionsgießerei erfüllt. |
Von großer Bedeutung waren in den ersten Nachkriegsjahren unter vielen anderen Arbeiten das Buchenwalddenkmal in Weimar-Buchenwald von Fritz Cremer und das Sowjetische Ehrenmal in Berlin-Treptow von Lew Kerbel.
Buchenwalddenkmal von Fritz Cremer |
Bedeutende Bronzegüsse zeugen von Qualität
Ab 1953 wurde die Gießerei eine der bedeutendsten Bronze-Bildgießereien der DDR, in der viele hervorragende Bildhauer der Zeit ihre Arbeiten gießen ließen.
Aufsteigender - Fritz Cremer |
Hunderte Skulpturen für den öffentlichen Raum entstanden hier. Zu den bedeutenden Bildhauern, die in jener Zeit ihre Arbeiten bei Seilers gießen ließen, gehören Lew Kerbel, Fritz Cremer, Gustav Seitz, Theo Balden, Karl Lemke, René Graetz, Waldemar Grzimek, Fritz Kühn, Heinrich Drake, Werner Stötzer, Ingeborg Hunzinger, Jo Jastram, Wieland Förster u. Axel Schulz. |
Heinrich Drake - Heinrich Zille |
Trauernde von René Graetz |
In der Gießerei Seiler wurden neben vielen anderen so bedeutende Skulpturen wie „Käthe Kollwitz“ von Gustav Seitz (aufgestellt am Kollwitzplatz in Berlin), die Frauengruppe „Tragende“ von Willi Lammert (für das ehemalige KZ Ravensbrück – 2011 wieder restauriert) und „Aufsteigender“ von Fritz Cremer (vor dem UNO-Hauptgebäude in New York) gegossen und so berühmte Plastiken wie das Reiterstandbild „Friedrich II.“ von Daniel Rauch (Unter den Linden Berlin) restauriert. In den Jahren der Zugehörigkeit der Gießerei zum Staatlichen Kunsthandel der DDR goss sie jährlich Skulpturen im Wert von etwa 600.000 Mark.
Über die Zeit nach dem II. Weltkrieg weist die im Anhang aufgeführte Liste der Arbeiten eine außergewöhnliche Vielfalt auf und ist ein „who is who“ der Bildhauerkunst in der DDR.
1962 scheidet Emil Siebert aus Altersgründen aus dem Betrieb aus. Dieser wird nun unter dem Namen Bildgießerei Seiler von Willi und Kurt Seiler weitergeführt. Doch schon 1964 stirbt Willi Seiler. Sein Sohn Kurt Seiler (1921 – 1979), der seit 1938 als Former und Ziseleur in der Firma arbeitete, übernimmt die Betriebsleitung. Kurt Seiler erhält 1974 in Anerkennung großer kunsthandwerklicher Leistungen, speziell wegen der sehr guten Qualität der Bronzegüsse für die Bildhauer des Bezirks Neubrandenburg auf Grund deren Vorschlags den Titel „Anerkannter Kunsthandwerker“ der DDR. |
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Bildgießerei Schöneiche im staatlichen
Kunsthandel der DDR
1975 übernimmt der Staatliche Kunsthandel der DDR die Firma Seiler als Produktionsbetrieb bei Beibehaltung des Namens „Bildgießerei Seiler Schöneiche“. Leiter bleibt Kurt Seiler und als Stellvertreter fungiert sein Sohn Wolfgang Seiler, der 1978 Kunstformermeister wird. 1979 stirbt Kurt Seiler. Seine Söhne Wolfgang (Kunstformermeister), Dieter (Ziseleurmeister) und Jürgen (Kunstformermeister), alle langjährig in dem Betrieb mit einschlägigen Erfahrungen tätig, führen die Gießerei Seiler unter dem Namen „Staatlicher Kunsthandel Bildgießerei Schöneiche“ weiter. Betriebsleiter wird Wolfgang Seiler, seine Brüder Jürgen und Dieter werden als „Brigadiere“ für Fachbereiche eingesetzt. Nunmehr hält die dritte Generation der Seilers die Geschicke der Gießerei in ihren Händen. Für seine großen kunsthandwerklichen Leistungen wird auch Wolfgang Seiler 1986 vom Kulturministerium der DDR auf Vorschlag einer Reihe von Künstlern und von Künstlerverbänden der Titel „Anerkannter Kunsthandwerker“ für ein seltenes Handwerk ausgezeichnet.
Jürgen, Dieter und Wolfgang Seiler
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